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Das Revier

Das Revier „Tegel“ ist der nördlichste der sechs Berliner Verbandsbezirke. Er umfasst den Oberlauf der Havel vom Niederneuendorfer See an der Stadtgrenze, (Strom-km 10,5) bis zur Spandauer Schleuse (Strom-km 0) sowie den Tegeler See, einer 408 ha großen, seenartigen, durch viele Inseln unterbrochene Erweiterung der Havel, die sich etwa vier Kilometer nach Nordosten hin erstreckt.

Die Regattasegler sprechen von einer „betauten Wiese“, dennoch lassen sich viel beachtete Wettfahrten im Jollen- und Kielbootbereich durchführen. So fanden hier Deutsche Meisterschaften im 420er, im Teeny, im Piraten, der Varianta und der 15er und 20er Jollenkreuzer statt.

Weitere Regattaschwerpunkte sind der „Koffer-Cup“ am 1. Mai, eine Yardstick-Wettfahrt für Fahrtensegler, die seit 50 Jahren ausgerichtete gemeinsame Clubwettfahrt der Südufer-Vereine und die „Regatta der Bezirksämter“, bei der die Kommunalpolitiker der Berliner Bezirke beweisen können, wie gut sie voran kommen, wenn ihnen der Wind ins Gesicht bläst.

Die 1750 in 23 Vereinen organisierten Segler schätzen allerdings das geschichtsträchtige Insel reiche Revier wegen seiner vielen geschützten Ankerbuchten und Durchfahrten mit einer intakten, Arten reichen Natur. Hier nisten Graureiher, Haubentaucher und Rohrdommeln neben den üblichen Wasservögeln, wie Schwänen, Kanadagänsen, Teichhühnern und Enten. Aus dem weit verbreiteten Röhrichtsaum hört man den Teichrohrsänger und aus dem Erlenbruch die Nachtigall. Hoch über dem See kreisen Greifvögel, allerdings auch die regelmäßig landenden und startenden Flugzeuge und Hubschrauber vom nahen Flughafen Tegel, der daran erinnert, dass man inmitten einer prosperierenden Großstadt lebt.

Die Vereine im Revier

Wer die Stadt von der Ostsee oder den märkischen Gewässern her kommend die Stadt an der ehemaligen Grenzübergangsstelle, wo der Havelkanal nach Westen abzweigt, erreicht, kann getrost in den Niederneuendorfer See einlaufen und vor Anker ungestört die Ruhe des abgeschiedenen Nordens genießen oder, sofern die Yacht nicht länger als 6 m ist, bei dem Heiligenseer Segel-Club (HSC, B 016, Strom-Km 10,5) fest machen, den Mast stellen, denn für die nächsten acht Strom-Kilometer oder 14 Tage Aufenthalt im Revier stört keine Brücke mehr das Segelvergnügen.

Man kann sich aber auch der Gastfreundschaft des ältesten Vereins im Bezirk, dem Verein Schöckwitzer Segler (VSS, B 001, Strom-km 8,5) anvertrauen. Hier gibt es auch eine Mastleiter. Die Geschichte des VSS ist auch die Geschichte Berlins: Schmöckwitz liegt nämlich diametral am südöstlichen Stadtrand, doch die Teilung der Stadt verhinderte, dass die im Westteil der Stadt lebenden „Schmöckwitzer“ ihren Verein nutzen konnten. So suchten sie sich ein neues Domizil, fanden es auf dem Grundstück eines still gelegten Gaswerkes und nannten sich weiter Schmöckwitzer, weil die Original-Schmöckwitzer in einer der in der DDR üblichen betrieblichen Sportgemeinschaften aufgingen. Heute gibt es wieder zwei Schmöckwitzer Segelvereine, einen in Schmöckwitz und den anderen hier in Heiligensee, die in Eintracht miteinander leben.

Gegenüber, auf der rechten Uferseite, im Brandenburgischen befindet sich der Anleger einer Neubausiedlung. Hier verlief früher die Zonengrenze in der Flussmitte.

3,5 km Fluss abwärts, kurz hinter der Autofähre, die den Reinickendorfer Ortsteil Tegelort mit dem Spandauer Ortsteil Hakenfelde verbindet liegt linksseitig der Joersfelder Segel-Club (JSC, B 004, Strom-km 4,5). Der JSC ist Stützpunkt der Kreuzerabteilung, KA. Hier finden Sie alles, was das Fahrtenseglerherz begehrt, 8 bis 10 Liegeplätze, eine ganzjährig geöffnete Bewirtschaftung, Einkaufsläden in der Nähe, Kran- und Slippmöglichkeiten und einen Stellplatz für den Trailer. Nach Tegel fährt eine Buslinie (ca. 30 Min.), von dort führen S- und U-Bahn in die City. Da der JSC an einer Bundeswasserstraße liegt, ist aber auch mit Schiffsverkehr und Schwell zu rechnen. Südlich vom JSC liegt die einzige Wassertankstelle des Reviers: Nautic Shop Borchardt, Tel. 431 16 98, Strom-Kilometer 4,1.

Auf der gegenüber liegenden Spandauer Seite befinden sich der Segel-Club Nordstern (SCN, B 009), der Segel-Club Spandau (SCS, B 012) und die etwa 1 km weiter Strom abwärts liegende Wassersportabteilung des Polizeisport-Vereins (PSV/WSA, B 020). Hier gibt es jeweils drei bis vier Liegeplätze. Die drei Vereine liegen „im Rust“, einer Gartenkolonie, was einerseits wenig Verkehrslärm verspricht, andererseits aber auch weite Wege (ca. 30 Min Fußweg zum Bus) für den Stadtbummel. Den kann man allerdings sehr empfehlen. Die Spandauer Altstadt (ca. 30 Min. Bus) und die Zitadelle sind allemal einen Besuch wert. Zwischen dem „Rust“, Tegelort und den Inseln verkehrt eine Personenfähre.

Nun, bei der Insel Großer Wall muss man sich entscheiden: Verlässt man die Havel und biegt in den Tegeler See ein, benutzt man den hier nach Südosten abzweigenden Hohenzollernkanal, der in die innerstädtischen Wasserstraßen, die Spree und den Landwehrkanal, und weiter in die Reviere Müggelsee, Dahme und Zeuthen führt oder fährt man weiter stromab zur Spandauer Schleuse Dann muss man allerdings den Mast legen. Vorher hat man allerdings die Möglichkeit, bei der Werft Ernst Meyer, Tel. 335 10 11 seinen Fäkalientank entleeren zu lassen und Bilgenwasser zu entsorgen. In den letzten Jahren ist hier aus einem Industriegebiet eine Wasserstadt entstanden, zu deren Anbindung zwei neue Brücken gebaut wurden. Die letzten 3 km bis zur Schleuse, die zur Zeit erneuert und erweitert und deshalb gesperrt ist, sind bis auf die Zitadelle und die Kriencke landschaftlich wenig reizvoll. In der Kriencke liegt der Wassersport-Club Grün-Silber-Orange, (WGSO, B 021, Strom-km 1,2) der 2–3 Liegeplätze hat und auf der Spandauer Seite die Abteilung Segeln und Surfen der Wasserfreunde Spandau 04 (WS 04, B 072) mit 4 Liegeplätzen.

Aber die Havel zu befahren ohne den Tegeler See zu besuchen, wäre eine falsche Entscheidung. So biegen Sie am Besten bei Tegelort, gleich hinter der Wassertankstelle nach Osten ab. An Steuerbord liegt die Insel Valentinswerder. Sie ist Privatbesitz. Der Bauunternehmer Paul Haberkern kaufte sie 1874 und errichtete eine Laubenkolonie und ein Gasthaus. Hier liegt auch der Segel-Club Frithjof Haveleck, (SCF-H), der aber wegen der schlechten Verkehrsanbindung für Gäste wenig geeignet ist. Die Bewohner und Gäste setzte er mit seinen eigenen Dampfern von Tegel für 50 Pfg. über, allerdings nur wenn auf dem Schießplatz, dem heutigen Flughafen Tegel, die Kanonen schwiegen, denn so manche verirrte Granate landete im Geäst der dicht bewaldeten Inseln. Diese Blindgänger störten auch auf der Nachbarinsel Scharfenberg den weit gereisten Botaniker Dr. Karl Bolle. Er hatte die Insel, wie auch die kleine, heute unbewohnte Insel Baumwerder, vom Sohn Alexanders von Humboldt erworben, um dort tropisches Gehölz zu pflanzen. Er verkaufte die Insel an die Gemeinde Reinickendorf. 1921 errichtete der Pädagoge Wilhelm Blumes dort eine „Schulfarm“ (Internatsschule), die heute noch existiert und durch die Fernsehserie „Unser Lehrer Dr. Specht“ bekannt wurde. An der engen Durchfahrt zum Tegeler See, neben der DLRG-Rettungsstation, befindet sich eine nicht öffentliche Auto- und eine Personenfähre. (2 km) Nun öffnet sich der See und gibt den Blick frei auf Alt Tegel und die markanten Baukomplexe „Tegel-Center“ und „Herlitz“. An Backbord befindet sich das Strandbad Tegel, eines der vielen städtischen Freibäder. An Steuerbord liegt die Insel Lindwerder. Um 1900 trieben hier der Dichter Heinrich Seidel und die Chemiker Ernst Schering und Dr. Emil Jacobsen ihre heiteren Späße.

Wer Kurs auf die enge Durchfahrt zwischen der Halbinsel Reiherwerder und der Insel Hasselwerder hält, gelangt in die Große Malche. (2 km) Schon bald leuchtet die im barocken Stile erbaute Villa Borsig durch den alten Baumbestand. Borsig ließ sich dieses an Sanssouci erinnernde Landhaus 1910 errichten. Heute wird sie von der „Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung“ als Tagungsstätte genutzt. Die kleine Bucht ist ein nach allen Seiten gut geschützter Ankerplatz und mit dem Beiboot erreicht man den Steg des Restaurants „Toulouse“. In der Malche liegen der Club Nautique Français de Tegel (CNFT, B 123), der Tegeler Segel-Club (TSC, B 002) und die Segler-Vereinigung Tegel (S.V.T. B 008). Der CNFT ist ein Relikt der „Vier-Mächte-Stadt“ Berlin. Als die Franzosen 1945 in Berlin einmarschierten und die Bezirke Reinickendorf und Wedding besetzten, gründeten sie schon bald einen eigenen Segelverein. Nach der Wiedervereinigung der Stadt und dem Abzug der alliierten Streitkräfte 1994 wollte man den Verein mit seinem französischen Flair erhalten, Franzosen gab es noch genug und so gründete man schon 1991 einen Verein nach deutschem Recht. Die gute Nachbarschaft zum TSC ist geblieben. Der TSC ist mit seiner 100-jährigen Geschichte der älteste Verein am See. Hier und im CNFT gibt es immer Liegeplätze. Eine Mastleiter, ein Slipp, einen Kran bis 2 t und eine ganzjährig geöffnete Bewirtschaftung sind vorhanden. Von hier aus ist der alte dörfliche Ortskern von Tegel gut zu Fuß, an der S.V.T. vorbei über die „Sechserbrücke“ zu erreichen. Früher musste man beim Passieren der alten Holzbrücke über den 1901 gebauten Tegeler Hafen einen „Sechser“, d.h. 5 Pfennig Maut bezahlen. Oder man geht durch den Wald an der „Dicken Marie“ vorbei, der über 100-jährigen Eiche, der ältesten in Berlin, mit ihren fünf Metern Stammumfang, vorbei am „Jagdschlösschen Tegel“, einst Wohnsitz der Gebrüder Wilhelm und Alexander von Humboldt und Ende des 18. Jahrhunderts Refugium des geistigen Lebens in Berlin. Zwischendurch kann man im „Alten Fritz“, der so heißt, weil hier der junge Friedrich II auf seinen Reisen nach Rheinsberg im „Neuen Krug“ Rast gemacht haben soll, das dort selbst gebraute süffige Bier und einen Imbiss genießen. Tegel selbst ist eines der vielen Stadtzentren mit zahlreichen Einkaufs- und Versorgungsmöglichkeiten sowie Gaststätten und Kneipen. Selbst ein Schiffsausrüster ist hier ansässig: Boots- und Yachtausrüster René Niebergall, Alt Tegel 26, Tel. 433 94 78

Von Tegel aus verkehren S- und U-Bahn sowie Buslinien, am Wochenende die ganze Nacht hindurch, in die Innenstadt.

Wenn man - nach ausreichendem Aufenthalt in der Malche - weiter segelt, gelangt man an der Greenwichpromenade, dem Borsighafen, einst Industriehafen für das Schwermaschinenwerk Borsig, heute Hafen des Motor-Yacht-Club Tegel, MYCT, vorbei, in die geschützte Bucht bei Gänsewerder. Hier liegt die Touren-Segler-Vereinigung (TSV, B006).

Am Südufer des Sees liegen noch die Vereine Yacht-Club Tegel (YCT), Segel-Club Freia (SCF), Segel-Klub Nixe (SKN) und Segel-Club Odin (SCO). Die Steganlagen sind aber schlecht vor westlichen bis nördlichen Winden geschützt, so dass sie sich für Wasserwanderer nicht eignen.

Nun wird es wieder enger und der Wind bläst nicht mehr konstant aus einem Sektor sondern kommt aus den vielen Inseldurchfahrten, abgelenkt durch den hohen Baumbestand, mit wechselnder Stärke aus ganz unterschiedlicher Richtung. Zu allem Überfluss schieben sich dann auch noch die großen Dampfer der Stern- und Kreisschifffahrt, die einem Wal nachempfundene „Mobby Dick“ oder die einem New Orleans-Steamer ähnliche „Havel-Queen“, langsam durch die Inseln. Hier liegt „Blumes Hof“, einst ein alt eingesessener landwirtschaftlicher Betrieb, aber schon zur Jahrhundertwende zum Naherholungs- und Wassersportgebiet umgewandelt. Hier ist auch eine Segelmacherei beheimatet und hier liegen die Vereine Wasser-Sport-Club Siemensstadt (WSCS, B 010) mit 3 Liegeplätzen, die Wassersport-Vereinigung 1929 (WSV 29, B 015) mit 3 Liegeplätzen und der Saatwinkler Segelclub Odin (SSCO, B 011). Vom WSV 29 sind es nur wenige Schritte zur Segelwerkstatt Beate Thom, Im Saatwinkel 23, Tel. 334 81 21.

Wenn man die letzte schmale Stelle an der „Kleinen Malche“ passiert hat, liegt die Insel Großer Wall und die Brücken über die Havel vor einem oder die Einfahrt in den Hohenzollernkanal an Backbord. Will man die Runde über den Tegeler See nicht noch einmal machen, es lohnte sich, muss man jetzt wohl oder übel den Mast legen.

Peter Reckmann (TSC)